Die Kamera bewegen: Slider von Igus
Wenn sich vor der Kamera gerade nicht viel bewegt, ist es manchmal eine gute Idee, die Kamera zu bewegen. Für kurze, langsame Kamerafahrten ist ein Slider am besten geeignet – und gar nicht so teuer, wie man vielleicht denkt.
Seitdem ich auf diesem Blog las, wie einfach es ist, sich mit vorgefertigten Teilen für verhältnismäßig wenig Geld einen eigenen Slider zu bauen, war ich sehr von der Idee angetan. Im September bestellte ich die nötigen Teile bei der Firma Igus und baute sie noch rechtzeitig vor den Dreharbeiten für „Die grüne Fee“ zusammen.
[Der fertige Slider mit Videokopf, Rig und Kamera.]
Vor der Bestellung und dem Zusammenbau standen allerdings Entscheidungen: Wie lang sollte der Slider werden? Wie breit und wie robust? Sollte er auf einem oder zwei Stativen stehen? Wie ist er am besten daran zu befestigen?
Die Firma Igus bietet unter dem Namen „DryLin“ eine fast unüberschaubare Vielfalt an Lineargleitführungen an. Nach Kommentaren im Slashcam-Forum und einem netten und hilfreichen Telephongespräch mit einem Igus-Mitarbeiter entschied ich mich für folgende Maße:
- 20 mm Wellendurchmesser
- 80 mm Schienenbreite
- 200 mm Schlittenlänge
- 1 Schlitten ;)
- 1770 mm Schienenlänge
- keine Handklemmung
- ungebohrt
Je breiter die Schiene und der Wellendurchmesser, umso robuster (und schwerer) der Slider. Je länger der Schlitten, desto freier von Verkantungen gleitet er über die Schiene. Die Schienenlänge von 1,77 m ist noch einigermaßen zu transportieren, üblich sind Längen von 50 cm bis zu 2 Metern. Besser zu handhaben als mein Slider, ohne die Gebrauchsfähigkeit wesentlich einzuschränken, wäre wohl eine Länge von 1,20-1,50 m.
Meine Ausführung kostete inklusive Mehrwertsteuer rund 190 EUR. Geliefert wurde relativ fix und gut verpackt in zwei separaten Paketen.
Da ich die ungebohrte Version bestellt hatte, den Slider aber natürlich irgendwo befestigen wollte (oder noch wichtiger: den Stativkopf auf dem Slider), mußte ich die Gewinde selbst bohren. Mein Manfrotto-503HDV-Videokopf (und auch alle anderen (Photo-)Stativköpfe von Manfrotto, die ich kenne) haben unten ein 3/8″-Gewinde (auch bekannt als „das große Photogewinde“). „Das kleine Photogewinde“, also 1/4″ wollte ich aber zur Sicherheit zusätzlich in die Schiene des Sliders bohren.
Es ist gar nicht so einfach, in unserem (glücklicherweise) vom metrischen System beherrschten Lande Gewindeschneider in Zollmaßen zu bekommen. Vor allem, da es noch Unterschiede zwischen Whitworth- und UNC-Gewinde gibt. Zuerst hatte ich dann auch die falschen Gewindebohrer bestellt.
Um es in aller Klarheit zu sagen: Benötigt werden Gewindebohrer für UNC-Gewinde und zwar 1/4″ – 20 UNC für das kleinere und 3/8″ – 16 UNC für das größere Gewinde. Diese sind hier und hier bestellbar.
Ich bohrte fünf große und zwei kleine Löcher in die Schiene und drei große Löcher in den Schlitten. Nachdem ich die Gewindebohrer endlich hatte, mußte ich sie auch nutzen.
Mein Plan war, 200PL-Stativplatten von Manfrotto am Slider zu befestigen, um den Slider unkompliziert auf zwei Stative mit Manfrotto-Kugelköpfen stellen zu können.
[Manfrotto stellt unter dem Namen 200PL-38 auch eine Version der bekannten Stativplatte mit 3/8″-Schrauben her, die mir für einen so schweren Slider die passendere Variante schien.]
[Die zwei Stativplatten befinden sich ungefähr auf einem Viertel und Dreivierteln der Sliderlänge.]
Einen Manfrotto-Kugelkopf hatte ich sowieso schon, für die andere Seite kaufte ich einen MA 496RC2. Soweit möglich, wollte ich kompatibel zu meiner schon vorhandenen Photoausrüstung bleiben.
[Beim Aufsetzen des Sliders auf die Kugelköpfe sollte man die Köpfe nicht ganz festschrauben, damit sie sich passend zur Sliderauflage ausrichten können. Dann den Slider gerade ausrichten und beide Köpfe festziehen.]
Der Slider wird ohne Zubehör ausgeliefert. Wichtig ist auf jeden Fall eine Begrenzung auf beiden Seiten der Schiene, damit der Schlitten nicht herunterrutscht. Ideal sind Plastikdübel mit Innengewinde, die man in die Löcher an der Seite steckt. Schraube mit großer Unterlegscheibe drauf – fertig.
[Für die Begrenzung der Schiene reicht ein Stopper auf einer Seite.]
Die Schiene weist genau in der Mitte ein 3/8″-großes Loch auf, für einen kleinen Kugelkopf ist der Slider allerdings zu schwer. Vielleicht noch nicht allein, aber schließlich soll eine Kamera darauf bewegt werden und durch die dann wirkenden Kräfte würde ein einzelner Kopf in der Mitte vermutlich „ausgehebelt“.
[Zwei Kugelköpfe halten das Gewicht des 1,77 m langen Sliders und etwaiger Aufbauten gut.]
Der Schlitten besteht aus einer massiven Aluminiumplatte mit Zinkdruckguß-Backen, in denen sich Gleitfolie befindet. Das System ist schmiermittelfrei ausgelegt. Obwohl einige Leute empfehlen, es für noch saubereres Gleiten mit Silikonspray zu behandeln (auch Teflon wäre vorstellbar), rät der Autor von www.canon5dtips.com davon ab. Bisher habe ich auch ohne Schmiermittel keine Probleme mit dem Slider gehabt.
[Der 20 cm lange Schlitten, in der Mitte die drei selbstgebohrten 3/8″-Löcher, das mittlere mit einer Schraube versehen.]
Natürlich sind auch 3/8″-Schrauben hierzulande nicht so einfach zu bekommen. Der „Astro-Shop“ hat das richtige Modell und liefert schnell.
[Die 3/8″-Schraube mit einer Länge von 19 Millimetern paßt perfekt.]
[Auf diese Schraube kann man dann direkt den 503HDV setzen (oder jeden anderen Kopf mit diesem Gewinde).]
Ich habe bewußt die stabilste Variante des Igus-Sliders gewählt, um auch für schwere Aufbauten gerüstet zu sein. Hier ist das „Cage“-Rig von Redrock Micro mit einer Canon 5D Mark II und einem Nikkor 85mm/1.4 AF.
[Auf diesem Bild fehlen noch: der Follow-Focus und drei Leute für die Bedienung: der Kameramensch für den Schwenk, der Kameraassistent fürs Schärfeziehen und ein weiterer Assistent, um den Slider zu bewegen. :) ]
Mittlerweile bietet Igus über Amazon-USA auch mit 3/8″-Löchern vorgebohrte Versionen der kleineren Slider an, anscheinend aber nur in den USA.
Der Transport eines solch langen Gerätes ist nicht ganz ungefährlich für den Slider selbst, Möbel und Passanten. Da er aber ungefähr die Maße von Skiern hat, ist auch ein Skisack wie dieser praktisch für meinen Slider.
Martin Koch zeigt in seinem Blog eine nur 50 cm kurze Variante eines Igus-Sliders. Mit dieser ist auch ein sehenswertes Beispiel namens „Winter Solitude“ entstanden.
19. Juni 2011 um 15:26
Hey,
tolle Anleitung/Review. Ich habe mir den Slider ebenfalls gekauft und versuche nun den Stativkopf wackelfrei darauf zu befestigen…
Leider fehlt mir die passenede Schraube und der Link dazu ist tot :(
Ich würde mich sehr über deine Hilfe freuen :)
——————————————————-
P.S.
Schau doch mal auf meiner Webseite vorbei ;)
19. Juni 2011 um 21:54
Hi Luke,
Danke. Die Adresse des „Astro-Shops“ hat sich geändert – hab‘ den Link aktualisiert.
Ich schau‘ mal bei Dir vorbei. =)
Grüße, Alexander
29. September 2011 um 20:22
Hi , ich habe heute meine Schiene bekommen, klasse Firma super schnell. –Du schreibst das du keine zusätzliches Schmiermittel nimmst. ist den deine Schiene leicht gängig? meine ist relativ schwergängig. :-(
VG Chris
29. September 2011 um 21:25
Hi Chris,
Meine Schiene ist leichtgängig. Wenn dem bei Dir nicht so ist, könnte es eventuell daran liegen, daß die Backen des Schlittens nicht ganz parallel zur Schiene ausgerichtet sind – in dem Fall die Schrauben lösen, die Backen ausrichten (während der Schlitten auf der Schiene ist) und die Schrauben wieder festziehen.
Viele Grüße, Alexander
1. Oktober 2011 um 21:53
Hi Alexander, danke für die Antwort, ich habe die M8.ter Imbuschrauben etwas gelöst, das war das Problem. :-) .
VG Chris
8. Januar 2012 um 20:31
Hi Alexander,
einen netten Blog hast du hier geschrieben. Ich bin schon zuvor nach langem Suchen auf die Firma Igus gestoßen und nur durch weiterem Googlen auf diese Seite hier. Toll dass du hier deine Arbeit so schön erläuterst, danke!
Momentan stelle ich mir meinen eigenen Slider zusammen und stehe noch vor der Entscheidung eine Lineargleitführung der Fa. Igus oder mit Aluminiumprofilen der Fa. Item zu arbeiten. Fühle mich aber jedoch stark zu Lineargleitführung hingezogen :D
Was mich jedoch noch viel mehr interessiert ist, woher du die Teile für dein Camera-Rig bezogen hast? Diese schwarzen Bügel mit den blauen Drehverschlüssen!
Viele Grüße, Patrick
9. Januar 2012 um 00:00
Hi Patrick,
Danke für das Lob. Das ist das „Cage-Rig“ von Redrock Micro, genauso wie die Schulterhalterung habe ich es direkt in den USA bestellt. Siehe auch hier:
http://www.videoslr.de/2009/09/redrock-micro-eyespy-balance-schulterhalterung-im-test/
Grüße, Alexander
24. Januar 2012 um 13:17
Hallo Alexander !
Habe mit Interesse deinen Artikel über den Igus Slider gelesen. Habe mir letztes Jahr auch eine 2 Meter lange Schiene mit Schlitten bei Igus geholt. Habe den Slider erst 1 Mal bei einem Dreh eingesetzt.
Hatte etwas improvisiert, da ich noch keinen Videokopf habe.. Überlege gerade mir den Manfrotto 804 rc2 zu holen da man diesen wohl Hochkant stellen kann. Überlege ob es möglich währe den Slider auch mal vertikal aufzubauen um die Kamera im Raum nach oben schweben zu lassen… Hast du so etwas schon mal gemacht ?
Außerdem wollte ich dich fragen wie du den Slider bewegst ? Auch nach sösen der Imbusschrauben und „Ausrichten“ der Gleitelemente spüre ich beim bewegen des Slides doch immer wieder kleine Wiederstände und Unregelmäßigkeiten, die man im Video schon ein wenig sieht, da sich die Geschwindigkeit minimal ändert. Was sind deine Erfahrungen/Tpps um eine möglichst gleichmäßige Bewegung zu erzeugen. Denkst du das mehr Gewicht das Ganze positiv beeinflusst ?
(Habe momentan nur eine kleine GH2 mit Voigtländer Nokton drauf…
Liebe Grüße, Marco
24. Januar 2012 um 14:15
Hallo Marco,
Ich hatte auch überlegt, ob man den Slider nicht mal hochkant einsetzen könnte, habe es aber noch nicht gemacht. Da mein Videokopf nur horizontal funktioniert, würde ich in dem Fall wohl einen Kugelkopf montieren. Wird wahrscheinlich schwierig, den Slider gleichmäßig nach oben zu bewegen, da der Schlitten dann ja ziemlich schwer ist.
Für die normale Bewegung: Martin Koch zeigt ja in dem verlinkten Artikel, daß er den Slider gleichmäßig bewegt, indem er Gewichte dranhängt, welche den Schlitten ziehen. Ich habe festgestellt, daß der Schlitten bei etwas höherer Geschwindigkeit gleichmäßiger gleitet, die Aufbauten bei mir waren aber schwerer – bei weniger Gewicht sollten auch langsamere Fahrten gleichmäßig klappen. Auch denke ich, daß ein Assistent nur für die Slider-Bewegung abgestellt werden sollte, manchmal geht dabei Ziehen besser als Schieben.
Viel Erfolg & Grüße,
Alexander
31. Januar 2012 um 18:24
Hi Alexander.
Danke für deine schnelle Antwort. Ich bin mittlerweile der Ansicht das gleichmäßige Fahrten über meine 2 Meter Schiene von Hand kaum möglich sind. Bin jetzt über folgende Videos gestolpert und habe nun vor eine Motorlösung zu bauen. Das ist meiner Meihnung nach die logische Konsequenz und nicht nur für normale Fahrten, sondern auch für Timelapse ne tolle Sache:
http://www.youtube.com/watch?v=VjCBvrh3JQ8
http://www.youtube.com/watch?v=A-Frv4OKodI&feature=related
Hoffe das ich die Bastellei hinbekomme…
Grüße Marco
17. Februar 2012 um 17:41
Hi, toller Artikel! Ich hab jetzt soweit alles zusammen, könntest du mir noch helfen was ich genau für die stopper am Ende der Schiene brauche und woher ich das bekomme?
Im Schlitten war nur ein Loch ohne Gewinde, funktioniert das mit dem kopf dann auch mit den Schrauben vom astroshop? Größe müsste 3/8 sein.
Danke dir!
17. Februar 2012 um 23:10
Hi Rudi,
Die Stopper bestehen aus einem Plastikdübel mit Innengewinde, einer Unterlegschreibe und einer Schraube. Kann Dir leider nicht sagen, wo man die bekommt, die hatte ich noch herumliegen.
Mein Schlitten war ungebohrt, hatte also kein Loch – ich habe dann eins mit Gewinde hineingeschnitten. Müßte aber auch so gehen, solange die 3/8″-Schraube durch das Loch paßt.
Grüße, Alexander
6. März 2012 um 15:51
Hate jemand eine gute Ide wie man seitliche Füsse bauen könnte (mit
Aluklötzen)
6. Januar 2013 um 22:25
Sajnos nem tudok jól németül de érdekelne a Slider amit iit bemutanak.Kérem ha eltudja olvasni ezt az irást akkor válaszoljon.
Hajós Géza.
7. Januar 2013 um 17:36
Despite Google translation, I still do not know what you are asking. Could you try it in Englisch, please?
Greetings, Alexander
14. Februar 2013 um 23:29
Hey Alexander,
ertsmal danke für die ausführlichen Beschreibungen!
Eine Frage hätte ich, da ich keine Erfahrung mit dem Schneiden von Gewinden habe: Welche Durchmesser verwendest du zum Bohren der Löcher vor dem Gewindebohren und wie tief gehst du rein?
Ich werd natürlich vorher ein paar Probegewinde bohren aber wenn du diesbezüglich tipps hättest, wär das super.
lg
max
14. Februar 2013 um 23:33
Hallo Max,
An die Durchmesser der Bohrer kann ich mich nicht genau erinnern, vermutlich war es ein guter Millimeter weniger als der Gewindedurchmesser. Ich habe das Loch durchgebohrt, das Gewinde geht auch durch die gesamte Dicke der Schiene.
Viele Grüße,
Alexander
26. Februar 2013 um 21:19
Hey,
für das 1/4″ Gewinde muss ein Loch mit 5mm Durchmesser gebohrt werden und für das 3/8″ brauchts ein Loch mit 8mm Durchmesser.
lg
max
17. Oktober 2013 um 10:28
Hallo Alexander, welche Stativ und Stativköpfe verwendest du, um den Slider zu halten. Hättest du hierzu einen Link für mich?
LG Daniel
18. Oktober 2013 um 19:55
Hallo Daniel,
Auf dem einen Bild kann man den Namen eines Kopfes erkennen: Manfrotto 496RC2, der andere ist sein Vorgänger. Als Stative reichen Manfrotto 190er, es können natürlich auch 055er sein.
Gruß, Alexander