Der Audiorekorder Olympus LS-5
Als kleine Alternative zum Marantz PMD661 habe ich mir vor längerer Zeit den Olympus LS-5 gekauft. Ein kurzer Erfahrungsbericht.
Der Olympus LS-5 kostet rund ein Drittel des Marantz PMD661 und nimmt sogar noch weniger Volumen ein. Es ist also kein Wunder, daß der LS-5 technisch hinterherhinkt, dafür nimmt man ihn gern an Orte, für die der PMD661 zu groß und zu schwer ist, und benutzt ihn dort auch gern.
Mir gefällt am LS-5 die gute Verarbeitung und die handgerechte Form des Gehäuses. Gerade in der Verarbeitung hebt er sich über andere Geräte hinaus – als Vergleich hatte ich mir den Tascam DR-07 angesehen, welcher durchgängig – inklusive Stativgewinde – aus billigem Plastik hergestellt ist. Beim DR-07 fühlt sich sogar das Drücken der Tasten billig an, im Gegensatz dazu traue ich dem LS-5 ein langes Leben zu. Das Stativgewinde ist aus Metall, so wie es sein muß.
Das Display ist übersichtlich und zeigt alles nötige auf einen Blick an (sogar besser als beim PMD661, wo man entweder Aufnahmezeit oder Pegel auf dem Display sieht), läßt sich aber nicht so gut ablesen wie das OLED-Display des PMD661. Die Beleuchtung geht nach einigen Sekunden aus, im Dunkeln muß man dann eine Taste betätigen, damit die Beleuchtung wieder anspringt.
Natürlich kann man an den kleinen LS-5 keine XLR-Stecker anschließen, die Klinkenbuchse für ein Stereo-Mikrophon bietet aber Plug-In-Power (im Menü abschaltbar). Die eingebauten Mikrophone rauschen etwas, umso mehr im „empfindlicheren“ der beiden Modi, den ich deshalb nach Möglichkeit nicht nutze. Die zur Seite stehenden Mikrophonkapseln sind sehr anfällig für Wind – Olympus liefert zwei Schaumstoff-Überzüge mit, welche ich permament darauflasse, bei etwas mehr als einem Luftzug helfen diese aber auch nicht und ein richtiger Windschutz muß her – das „Rode Deadkitten“ ist eine Spur zu groß, hält aber noch und eignet sich gut.
Die Bedienung ist nicht ganz so eingängig wie beim PMD661. Das fängt beim Rec-Knopf an und endet damit, daß man sich für einen von fünf Ordnern entscheiden muß, in welchem die Aufnahmen gespeichert werden. Auch als MP3-Player läßt sich der LS-5 notfalls einsetzen, die Lieder müssen dafür im speziellen „Music“-Ordner gespeichert sein, eine Auswahl des nächsten Liedes ist während des Abspielens nicht möglich – dieses Gerät ist eindeutig für die Aufnahme und nicht fürs komfortable Abspielen konzipiert.
[Schickes und stabiles Kleid aus Aluminium; Bilder von Olympus]
Unten am kleinen Gehäuse hat Olympus tatsächlich zwei winzige Lautsprecher untergebracht, welche ihren Namen allerdings nicht verdienen – sie sind leise, in stiller Umgebung kann man damit allerdings Sprachaufnahmen abhören.
Mono-Aufnahmen sind im Vergleich zum PMD661 komplizierter. Echte Mono-Aufnahmen gibt es nur in PCM 44.1 kHz / 16 Bit und MP3 64 kbps. Möchte man in 24 Bit aufnehmen, muß man dies in Stereo tun und später eine Spur wegwerfen. Steckt man ein Mono-Mikrophon (wie das Olympus ME-15) ein, so wird davon der linke Kanal bedient. Nimmt der LS-5 stereo auf, hat also nur der linke Kanal Geräusche (und man hört per Kopfhörer nur auf dem linken Ohr etwas). Nimmt der LS-5 in mono auf (was er ja leider nur in zwei Einstellungen kann – wenn man WMA ignoriert, sonst wären es drei), leitet er das Signal dankenswerterweise auf beide Ohren.
Nutzt man allerdings die eingebauten Mikrophone für Mono-Aufnahmen, sind trotzdem beide Mikrophone aktiv und der Rekorder rechnet das Signal aus beiden zusammen. Möchte man „direkte“ Mono-Aufnahmen machen und zu diesem Zweck in eins der beiden Mikrophone sprechen, muß man in stereo aufnehmen und damit leben, daß man die Auswertung nur über ein Ohr hören kann. (Das andere Ohr hört natürlich leise mit, da das andere Mikro ja ebenfalls aufnimmt.)
Im Gegensatz dazu kann der PMD661 in allen Formaten Monoaufnahmen machen. Wenn man ihn mit den internen Mikros auf mono schaltet, nutzt er nur das linke Mikrophon, gibt das Signal aber auf beide Ohren – so sollte es sein.
Die 64 kbps MP3-mono sind nur für gedankliche Notizen brauchbar – man hört MP3-Artefakte sehr deutlich, selbst Sprache klingt metallisch. Für alles, was man später irgendwie weiterverarbeiten will, sollte man wenigstens 44.1-mono-WAV nehmen.
Der LS-5 wird von zwei Mignon-Akkus (oder Batterien) gespeist – diese halten selbst bei der Aufnahme sehr lange (mehr als doppelt so lang wie die vier Mignon-Akkus des PMD661) – das ist ein wirklicher Vorteil des LS-5 gegenüber anderen Geräten.
Ich nutze den LS-5 gern als akustisches Tagebuch oder unterwegs zur Aufnahme von Tönen für Videos. Auch zur Aufnahme eines Konzertes diente er mir bereits, hier kann man ihn dank der Line-In-Buchse auch an den Saal-Mixer hängen. Praktisch macht ihn neben der unkomplizierten Stromversorgung die Nutzung normalgroßer SD-Karten (bis SDHC, maximal 32 GB). Über eine Mini-USB-Buchse läßt sich der Kleine mit einem Computer koppeln, dem er sich als Massenspeicher oder Audio-Interface zu erkennen geben kann. Die eingebauten 2 GB Speicher kann man zur Aufnahme nutzen, wenn gerade keine SD-Karte zur Hand ist.
Die technische Daten finden sich auf den Seiten von Olympus.
19. Juni 2013 um 22:39
Hi,
seit deinem Eintrag ist fast ein Jahr vergangen. Wie sieht deine Bilanz seitdem aus. Würdest du es wiederkaufen? Irgendwelche Auffälligkeiten aufgetreten? :)
Liebe Grüße,
Rainer
21. Juni 2013 um 12:04
Hallo Rainer,
Gab keine Auffälligkeiten, allerdings habe ich den LS-5 in letzter Zeit selten benutzt, was aber nicht am Gerät liegt. An meiner Einschätzung aus dem Artikel hat sich also nichts geändert.
Viele Grüße, Alexander
26. Dezember 2013 um 20:07
Hallo Alexander,
ich nutze den LS-5 seit fast einem Jahr für meine Aufnahmen im Außenbereich. Das Gerät funktioniert tadellos. Einzige, dafür aber wirklich ärgerlich, Schwachstelle ist für mich, dass die geräteeigenen Mikrofone jede Handbewegung am Gerät mit aufzeichnen. Nach dem Drücken der Rec-Taste darf also keine Handbewegung an diesem Gerät mehr durchgeführt werden, da sich dies ansonsten mit auf der Aufnahme befindet. Hier hätte ich mir doch etwas mehr akustische Entkopplung gewünscht.
Gruß
Volkmar