Die Nikon D4

Nikon hat heute die D4 vorgestellt und damit ihr Flaggschiff auf den aktuellen Stand gebracht. Auch in Sachen Video hat sich etwas getan.

Bisher waren Nikons Vollformat-Kameras videotechnisch eine Blamage. D3X und D700 können gar keine Videos aufnehmen und der Videomodus der D3s war eine nur leichte Verbesserung gegenüber dem veralteten Erstlingswerk in der D90. Demgegenüber hat sich in der D4 einiges getan und Nikon ist es gelungen, zu Canon aufzuschließen und sie vielleicht in einigen Punkten zu übertreffen.



Aber verschaffen wir uns erst einmal einen Überblick über die Nikon D4. Sie ist die schnellste, größte und teuerste Kamera in Nikons Sortiment, traditionell kommt sie mit einem fest angebauten Hochformatgriff und wiegt 1,34 kg. Sie besitzt wie ihre Vorgängerinnen einen Sensor im Kleinbild-Vollformat, welcher in der D4 eine Auflösung von 16 Megapixeln hat. Der normale Empfindlichkeitsbereich geht von 100-12800 ASA, er läßt sich nach unten bis 50 und nach oben bis zu atemberaubenden 204800 ASA erweitern. Die Nikon D4 ist also hochauflösender und empfindlicher als die D3s, alle Empfindlichkeiten können auch im Videomodus genutzt werden.

Die Video-Fähigkeiten im Detail:

  • 1920×1080 Pixel mit 24, 25 oder 30 Bildern/s
  • 1280×720 Pixel mit 25, 30, 50 oder 60 Bildern/s
  • Wählbare Ausschnitte des Sensors: FX(*), APS-C-Ausschnitt (Nikon DX), 2,7-facher Ausschnitt (1:1 Pixel)
  • Manuelle Kontrolle über die Belichtung, die Blende kann in 1/8-Schritten gesetzt werden und während der Aufnahme geändert werden
  • 24 MBit/s H.264 mit B-Frames
  • rund 20 Minuten Aufnahme am Stück
  • HDMI-Ausgabe unkomprimiert mit 8 Bit und 4:2:2 Farbinformationen (eventuell interlaced?)
  • gleichzeitige Nutzung von HDMI-Out und eingebautem Display
  • Mikrophon-Eingang mit wählbarer Verstärkung (inklusive Line-Level für den Anschluß von Audiorekordern)
  • Kopfhörer-Ausgang mit wählbarer Lautstärke
  • 3,2″-großes, fest montiertes hinteres Display

(*) Die Ausschnittswahl ist eine sehr nützliche Funktion, denn damit kann die Schärfentiefe variiert werden. „FX“ bedeutet im Fall der Videoaufnahme bei der D4 allerdings nur eine Breite von 91% des Sensors. Dies wurde vermutlich so gewählt, um besser interpolieren zu können, bedeutet aber auch, daß sich die scheinbare Brennweite der angeschlossenen Objektive leicht erhöht.



Andere Besonderheiten:

  • 1 CF-Slot und 1 neuer XQD-Slot für Speicherkarten
  • Noch besserer, empfindlicherer AF mit Gesichtserkennung
  • Hintergrundbeleuchtete Knöpfe rund um das LCD
  • Noch schneller: bis zu 11 Bilder/s im Photomodus
  • Verschluß mit 400000 Auslösungen spezifiziert
  • Ethernet-Anschluß mit normalem Stecker
  • Optionaler WT-5 Transmitter erlaubt nicht nur den Download von Bildern über WLAN, sondern auch die Steuerung der Kamera, Liveview-Bild, gleichzeitiges Auslösen mehrerer Kameras, etc.

Bei EOSHD lassen sich weitere Details über die Videofähigkeiten der D4 erfahren. Zu den guten Neuigkeiten zählen eine Echtzeit-Rauschminderung während der Aufnahme, eine bessere Belichtungsmessung im Liveview-Betrieb und ein Histogramm. Mit einem Stirnrunzeln nehmen wir hin, daß für die 4:2:2-HDMI-Ausgabe beide Speicherkarten aus der Kamera entfernt werden müssen. Liveview schaltet sich nach einer Stunde ab, um die Kamera zu kühlen. Geradezu schlecht ist das Herunterskalieren der vollen Sensor-Auflösung auf Full-HD gelöst, hier erfolgt eine Interpolation nur horizontal, vertikal werden einfach Zeilen ausgelassen. Auf diesem technischen Stand war die 5D Mark II vor dreieinhalb Jahren. Die Akkukapazität hat sich (auf Grund japanischer Auflagen?) im Vergleich zur D3s verschlechtert.

Fazit

Mit der D4 hat Nikon keine spektakuläre Videokamera herausgebracht, allerdings eine spektakuläre Photokamera mit einigermaßen guten Videofähigkeiten, die endlich mit der Konkurrenz gleichziehen. Manche Dinge hätte man sich etwas mutiger gewünscht (höhere Farbtiefe, höhere Datenraten, besseres Auslesen des Sensors), dafür überrascht Nikon mit nützlichen Details wie der Ausschnittswahl und dem Kopfhöreranschluß. Die HDMI-Ausgabe könnte mit externem Rekorder für einige die niedrigen Datenraten bei der internen Aufzeichnung wettmachen.

Die Nikon D4 wird ab Februar für etwas unter 6000 EUR zu haben sein.

Quellen:


 
 
 

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